Der Monatsspruch für den Monat Juli aus 2. Mose 23,2
„Du sollst dich nicht der Mehrheit
anschließen, wenn sie im Unrecht ist.“ – Was für ein aktueller, brisanter Satz uns da als Monatsspruch für den Juli präsentiert wird! Dabei stammt er aus dem Buch Exodus, dem zweiten Buch Mose im Alten Testament. Wahrscheinlich sind diese Worte an die 3000 Jahre alt.
Das Alte Testament kennt eine Menge von Gesetzen und Geboten, die das
Zusammenleben der Menschen regeln sollen. Das Volk Israel, das der Knechtschaft in Ägypten entkommen und nun gemeinsam unterwegs ist ins Gelobte Land, bekommt diese Weisungen an die Hand. Die Gebote betreffen alle denkbaren Lebensbereiche – auch das Verhalten im Rechtsstreit. Wer vor Gericht aussagen muss – ob als Zeuge oder Beschuldigter – muss die Wahrheit sagen, auch wenn es unbequem wird und die Mehrheit anderer Meinung ist.
Es ist ziemlich einfach, jede Mode mitzumachen und das zu sagen und zu tun,
was – vermeintlich – alle meinen. Schließlich wollen wir doch alle dazugehören. Und so schwimmen wir im Mainstream mit oder hören auf die, die sich am lautesten bemerkbar machen. Aber es hat nicht automatisch Recht, wer in der Mehrheit ist! Es kann unbequem sein, eine eigene Meinung zu haben und sie auch zu äußern; vielleicht macht es sogar ein bisschen einsam. Und manchmal ist es nicht nur unbequem, sondern gefährlich – es macht mir Angst, wie häufig wir inzwischen von Gewalt gegen Menschen hören, die ihre Meinung vertreten.
Natürlich gilt es erst einmal herauszufinden, wer im Unrecht ist. Das ist ja nicht unbedingt offensichtlich. Nach der biblischen Botschaft haben wir alle unser
Leben von Gott – darum hat der oder die Nächste unsere Achtung genauso verdient wie wir selbst. Das ist schon mal ein guter Grundsatz. Und schließlich hat Gott uns auch ausgestattet mit Herz und Hirn, Vernunft und Verstand. Diese guten Gaben wollen gebraucht werden! Wir sollen sie einsetzen, um uns ein eigenes Urteil zu bilden.
„Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.“ Am liebsten würde ich diesen Satz ergänzen: Du sollst dich auch nicht der Minderheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist! Im Gegenteil: hör genau hin; mach den Mund auf, wo du Unrecht spürst; stell dich auf die Seite derer, die darunter leiden. Das ist sicher nicht der bequemste Weg – aber so stellt Gott sich das Zusammenleben vor. Heute genauso wie vor 3000 Jahren.
Pfarrerin
Helga von Niedner
Pfarrerin Helga von Niedner
Hinweis:
Das Büro ist bis einschließlich 18. August nicht besetzt. Auf unserem Anrufbeantworter erfahren Sie, wie Sie eine Pfarrerin erreichen können. Vielen Dank.