Mal wieder legt ein Streik den öffentlichen Nahverkehr lahm. Wie wichtig manche Dienste in unserer Gesellschaft sind, merken wir oft erst, wenn wir auf sie verzichten müssen: wenn keine Züge und Busse fahren, wenn die vollen Mülltonnen vor dem Haus stehen bleiben oder wenn die KiTa bestreikt wird, trifft uns das empfindlich in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen. Ansonsten bekommen die wenigsten Menschen mit, wie wichtig für die Gesellschaft die Arbeit ist, die Müllwerker, Erzieherinnen oder Zugpersonal tagtäglich tun.
Ganz ähnlich geht es im menschlichen Organismus zu. Auch da gibt es Körperteile oder Organe, die eher ein „Schattendasein“ führen. Das Gesäß muss sogar als Schimpfwort herhalten, und wozu die Milz gut ist, weiß auch kaum jemand auf Anhieb. Aber wenn eins von beiden nicht mehr richtig funktioniert, ist der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen. Davon erzählt der Apostel Paulus – nachzulesen in der Bibel im 1. Korintherbrief im 12. Kapitel. Und er betont, welch großen Stellenwert jeder Körperteil für den gesamten Organismus hat – und wie wichtig gerade die Vielfalt ist.
Ein Körper, der nur aus Augen oder Händen besteht, wäre nicht lebensfähig, und auch der klügste Kopf braucht Füße, Ohren und Verdauungsorgane, damit er denken kann.
Für Paulus ist das Bild vom Körper und seinen Gliedmaßen und Organen ein Bild für die christliche Gemeinschaft. Auch die lebt von der Vielfalt.
Alle bringen unterschiedliche Gaben und Begabungen mit ein, nicht jedeR muss das Gleiche können. Manche Fähigkeit sticht mehr ins Auge als andere – aber es braucht in einer Gemeinde nicht nur Menschen, die predigen oder taufen können, sondern auch solche, die im Bauausschuss mitarbeiten, die Gemeindebriefe austragen oder die Kirche putzen. Niemand soll sich einbilden, der eigene Dienst wäre der wichtigste – aber auch nicht das eigene Licht unter den Scheffel stellen. Jeder und jede ist wichtig, und oft halten gerade die „den Laden am Laufen“, die eher im Verborgenen arbeiten.
Was der oder die Einzelne leisten kann, ist begrenzt – aber es ist ein wichtiger Beitrag für die Gemeinschaft. Es ist wie beim menschlichen Körper: auch da ist das Ganze mehr als die Summe der (Körper-) Teile. Und um noch einmal auf Paulus zurückzukommen: der ist davon überzeugt, dass Gott uns die unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten zugeteilt hat. Er weiß, wo er uns brauchen kann! Und darum ist es gut, wenn viele Menschen ihre unterschiedlichen Gaben in den Dienst der guten Sache stellen und sich mit dem einbrin-gen, was sie können. Jeder Dienst ist wichtig – und keiner zu unbedeutend, dass er nicht im Organismus der Gemeinde eine Rolle spielen könnte.
Ihre Pfarrerin Helga von Niedner
Pfarrerin Helga von Niedner
Hinweis:
Frau Held hat in der Woche vom 02.10.2023 bis einschließlich 05.10.2023 Urlaub. Sie ist ab 09.10.2023 zu den gewohnten Öffnungszeiten des Pfarramtes wieder für Sie erreichbar.